„Kuba verteidige ich aus Überzeugung. In Kuba essen die Kinder, gehen zur Schule, werden gepflegt. Punkt. Auf diesem Kontinent ist das schon sehr viel“, sagt Jean Zieger, der eh. UN Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, im Interview mit der Zeitung „Neues Deutschland“ (29./30.9.2012). Der alltägliche Skandal des Hungers werde v.a. von den „zehn weltweit führenden Nahrungsmittelkonzernen“ verursacht.

Innerhalb Lateinamerikas falle „Kuba positiv aus dem Rahmen.“ Denn dort gewährleiste die Libretta (Bezugsheft für Grundnahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs) „grundlegend und tatsächlich das Recht auf Nahrung.“ Zur geplanten Reform der Libretta (nunmehr abgestellt auf Bedürftigkeit) vertraut Ziegler darauf, dass die KubanerInnen „das Richtige entscheiden werden.“

Konzerne wie „Cargill, Archer Midland, Bunge oder Lous Dreyfus, die weltweit 85 Prozent des Handels mit Grundnahrungsmitteln beherrschen, entscheiden jeden Tag – über ihren Einfluss auf die Preisbildung – ganz konkret, wer lebt und wer stirbt.“ Ziegler spricht vom internationalen „Bankenbanditismus“, der 2008/2009 „85 Billionen Dollar an Vermögenswerten vernichtet (hat) – die sogenannte Finanzkrise. Seither sind die großen Hedgefonds und Großbanken massiv auf den Rohstoffbörsen und machen dort astronomische Profite. Damit gefährden und zerstören sie das Leben von Millionen Menschen in der Dritten Welt.“

„Die kannibalische Weltordnung lässt ethisches Bankverhalten letztlich gar nicht zu.“ Denn bei der „Verpflichtung der Fonds nach den lukrativsten Anlagemöglichkeiten zu suchen“ habe „gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein keinen Platz. Es geht um die strukturelle Gewalt. Jean-Paul Sartre sagt: `Um die Menschen zu lieben, muss man sehr stark hassen, was sie unterdrückt.` Nicht wer sie unterdrückt. Die kannibalische Weltordnung besteht aus der strukturellen Gewalt.“ Also, was tun? Ziegler verweist u.a. auf die gesetzgeberischen Möglichkeiten, die Spekulation einzudämmen (etwa durch Änderungen der Börsegesetze).